Handdruckspritze von 1878

„Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen“ dieses Motto machten sich einige Kameraden der FF Geiß-Nidda zu eigen, als sie sich anlässlich des 125 jährigen Bestehens der FF Nidda im Jahre 2002 und des damit verbundenen Oldtimertreffens daran machten ihre Historische Handdruckspritze zu restaurieren. Denn diese wurde im Jahr 2003 ebenfalls 125 Jahre.

Die FF Geiß-Nidda verfügt seit 1878 über eine Handdruckspritze der Fa.  Metz. Es handelt sich dabei um eine mittlere Landspritze des Typs V mit Saugapparat. Die Spritze trägt die Fertigungsnummer 1246 der Fa  Metz.Zunächst war diese Spritze im alten Spritzenhaus an der Linde untergebracht. Nachdem dieses alte Spritzenhaus den örtlichen Vereinen zugänglich gemacht wurde, musste sich die Feuerwehr in Eigenregie um eine neue Bleibe für das alte Schätzchen kümmern, da die Stadt Nidda nicht über eine geeignete Örtlichkeit verfügte, wo man hätte diese Spritze unterbringen können. Verschiedene ortsansässige Landwirte, die zum Teil auch aktive Mitglieder der FF Geiß-Nidda sind oder waren, haben dann die Spritze in Ihren Scheunen untergestellt. So stand die Spritze zuletzt in der Scheune von Reinhold Strauch, dem an dieser Stelle stellvertretend für alle anderen ein besonderer Dank ausgesprochen sei.

Seit der Beschaffung des ersten LF 8 in Geiß-Nidda wurde die Spritze nur noch zu verschiedenen feierlichen Anlässen präsentiert, das letzte mal beim 75-Jährigen Bestehen der FF Geiß-Nidda im Jahre 1983. Hier erfuhr Sie das letzte mal eine Grundreinigung und wurde teilweise mit einem neuen Farbanstrich versehen. Die Anfrage der FFw Nidda anlässlich ihres Oldtimertreffens am 24.08.2002 bezüglich der alten Geiß-Niddaer Spritze nahmen nun einige Kameraden zum Anlass sich erneut um eine Restaurierung der Spritze zu bemühen.

Zunächst musste eine geeignete Örtlichkeit gefunden werden. Dies war am Anfang die Maschinenhalle von Bernd Kartmann in Schleifeld. Hier wurde zunächst eine Bestandsaufnahme über den allgemeinen Zustand der Spritze gemacht und die ersten Aufnahmen zur Identifizierung der Spritze begonnen. Spritzenart und Typ waren zu diesem Zeitpunkt noch völlig unklar. Bekannt war lediglich der Hersteller sowie die Bezeichnung „Landspritze“ und die Fertigungsnummer „1246“. Die Kameraden erhofften sich zunächst anhand dieser Informationen über die Firma Metz eine genauere Spezifizierung ihrer Spritze durchführen zu können. Leider muss an dieser Stelle gesagt werden, dass die Firma Metz in solchen Dingen nicht sehr kooperativ ist, was auch andere „Spritzenrestauratoren“ mit denen man im Laufe der Arbeiten in Kontakt kam bestätigten.Man bediente sich dann des Internets, um an verschiedene Kontakte oder Adressen sowie verwertbare Informationen zu kommen. Dies war aber nur mit mäßigem Erfolg gekrönt. Auch war zunächst Unsicherheit vorhanden wie mit der Spritze umzugehen  ist um sie nicht unnötig zu beschädigen oder gar falsch zu restaurieren. Erst der berufliche Kontakt eines Feuerwehrkameraden mit Herrn Gerhard Faller vom Feuerwehr-Museumsverein Rhein-Main in Bonames erwies sich als echter Glücksgriff. Telefonisch versorgte Herr Faller die Kameraden zunächst mit Informationen wie mit der Spritze zunächst verfahren werden sollte, um sie vor weiteren Schäden oder unsachgemäßer Restaurationswut zu schützen. Auch gab er Tipps, wo weitere Informationen über die Spritze zu erlangen seien. Herrn Faller sei an dieser Stelle herzlichst gedankt.       

Mit diesen Informationen konnte man sich nun daran machen die Spritze zu demontieren, um sie einer Grundreinigung zu unterziehen.Hierzu wurde Sie zu Herrn Otto Lohfink gebracht, der freundlicherweise seinen Hof und die notwendigen Geräte zur Verfügung stellte um die Spritze fachgerecht zu demontieren und danach zu reinigen. Bereits bei der Demontage und der Reinigung stellten die Kameraden zu ihrem Erstaunen fest, dass die Spritze in einem erstaunlich guten Zustand und in großen Teilen noch funktionsfähig (voll funktionsfähig, wie sich im Laufe der Arbeiten herausstellte) ist. Nach der Demontage und der Reinigung wurde die Spritze in das Feuerwehrgerätehaus Bad-Salzhausen gebracht. Die Bad-Salzhäuser Kameraden waren sofort bereit einen Teil Ihres Platzes zur Verfügung zu stellen, um hier die Restaurationsarbeiten durchführen zu können. Den Kameraden sei ebenfalls gedankt, denn die Spritze steht  zurzeit noch in Bad-Salzhausen, bis ein geeigneter Platz gefunden ist. Hier waren die Bedingungen Ideal, um die Restaurierungsarbeiten durchzuführen. Leider waren bis zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Details was den Spritzentyp, die Originalfarbgebung oder Ähnliches betraf bekannt. Denn eines hatten sich die Kameraden vorgenommen die Spritze sollte in einen nahezu originalgetreuen Zustand wieder hergestellt werden. Erst der Kontakt zum Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda führte zum Erfolg. Das Deutsche Feuerwehrmuseum, insbesondere dessen Leiter Herr Schamberger, versorgte die Kameraden mit einer Fülle von Informationen. So sind nun Originalauszüge aus dem Spritzenregister der Fa Metz vorhanden aus denen hervorgeht das die Spritze am 04.März 1878 an die Gemeinde Geiß-Nidda, nach vorhergehender Abnahme durch den Großen Kreisbaumeister Wetter aus Nidda übergeben wurde. Auch wurde den Kameraden durch Herrn Schamberger und seine Mitarbeiter Auszüge aus den Original Preisliste und Löschgerätekatalogen zur Verfügung gestellt. Hieraus geht hervor, dass die Spritze im Jahre 1878 1800,- Mark gekostet hat, auch einige Hinweise auf Verzierungen und Farbgebung sowie die Ausstattung waren hier zu finden. Es wurde einem Kameraden sogar gestattet im Depot des Deutschen Feuerwehrmuseums umfangreiche Film- und Fotoaufnahmen zu machen, um die Originalfarben und Verzierungen festzuhalten. Denn das Deutsche Feuerwehrmuseum verfügt über eine Spritze aus dem Jahre 1877 die noch nicht restauriert ist und somit noch in der Originalfarbgebung zu sehen ist. Herrn Schamberger und dem Deutschen Feuerwehrmuseum sei der größte Dank ausgesprochen denn ohne die unbürokratische Hilfe wäre das Restaurieren der Spritze wesentlich schwieriger geworden. Mit diesen Informationen konnten nun die Restaurierungsarbeiten begonnen werden. Für die Bereitstellung der Farben, sowohl das Mischen der entsprechenden Töne als auch das unkomplizierte Bereitstellen von Material bot sich Herr Rupp von der Fa Engel & Jung (ehem. Farben Funk) in Nidda an. Dank auch ihm und der Fa Engel und Jung an dieser Stelle. Nachdem die Spritze  in großen Teilen dann weiter demontiert war, konnte damit begonnen werden sie zu reparieren (kleinere Reparaturen waren notwendig)  komplett abzuschleifen und zu grundieren. Diese Arbeiten nahmen einen großen Teil der Restaurierungsarbeiten in Anspruch und zogen sich länger hin als zunächst erwartet.Nach dem Grundieren konnte mit dem Streichen begonnen werden. Hier war es Ziel, wie bereits schon erwähnt, eine möglichst originalgetreue Restauration der Spritze zu erreichen.                                                                        

Zwischendurch wurde noch einmal die Funktionsfähigkeit der Pumpenanlage überprüft und es wurde zum erstaunen aller beteiligter festgestellt, dass die Spritze und Ihre Pumpanlage voll funktionsfähig ist. Die Arbeiten sind nun abgeschlossen und es hat allen Beteiligten großen Spaß gemacht diese alte Spritze in Ihren (fast) Originalzustand zu versetzten. Es war auch sehr Lehrereich denn im Zuge der „Ermittlungen“ konnte man einiges über den Spritzenbau sowie die Löschgerätetechnik dieser Zeit erfahren und das galt nicht nur für die jüngeren Kameraden.     

Insgesamt haben die Kameraden der FF Geiß-Nidda ca 330 Stunden für die Restaurierung der Spritze aufgebracht und ein Ergebnis erzielt das sich sehen lassen kann.Allen Kameraden die geholfen haben diese Spritze zu restaurieren sei ein besonderer Dank ausgesprochen sowie allen anderen, die die Kameraden mit Informationen, Farbe und Ratschlägen versorgten.

Metz mittlere Landspritze Typ V mit Saugapparat aus dem Jahr 1878

Liefert bei 10 – 12 Mann pro Minute ca 280 Liter WasserUnd erreicht eine Wurfweite von ca. 25 – 30 MeterMit 3 C-Schläuchen á 10 Meter ausgestattet, verladen auf einer tragbaren HaspelSowie mit 3 Saugschläuchen (etwa B) á 2 Meter.Weiteres Zubehör: 2 Strahlrohre, 5 Mundstücke, Radschuh mit Sperrkette, Hammer, Meißel, Dorn, kupfernes Schmierkännchen, Putzschwamm, Brecheisen, Zimmeraxt, Pickel, Säge, starkes Seil, Kette, alle nötigen Schraubenschlüssel sowie sechs Fackeln.(Auszug aus dem Lösch- und Rettungsgerätschaften Katalog der Fa. Metz von 1875) 

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